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Um 4:45 Uhr rasselt der Wecker – muss ich mir das wirklich antun? Wer steht schon freiwillig so früh auf. Draußen ist es kalt und regnerisch. Doch wer an dieser Ausfahrt teilnehmen will, muss um 7:45 Uhr am Brenner sein, so stand‘s in der Einladung. Also schnell aufstehen, duschen, einen schnellen Kaffee und los. Bis zum Brenner sind es zwei Stunden, die um diese Uhrzeit kein Problem darstellen. Es geht über Bad Tölz zum Achensee, weiter nach Wiesing und auf die Inntal Autobahn bis zum Brenner.

Bei einem gemütlichen Frühstück treffen nach und nach die Teilnehmer ein. Ca. 30 Mitglieder des PCCA in 15 Autos wollen heute aufbrechen um das Herz des Proseccos zu entdecken. Nach dem Frühstück verteilt und erläutert unser Präsident Michael Bensch das wieder perfekt vorbereitete Roadbook.

Gegen 8:00 Uhr starten wir über die Brennerautobahn und fahren bis Trento-Nord. Nach und nach lichten sich die Wolken und es wird stetig wärmer – hier scheint noch ein Rest Sommer übrig geblieben zu sein. Nur wenige Kilometer von der Ausfahrt entfernt liegt der idyllische Lago di Levico, wo wir bereits zum gemeinsamen zweiten Frühstück im Parc Hotel Du Lac erwartet werden.

Nach dem Essen fahren wir ca. 60 km durch die herrlichen Landschaften des Trentino und Veneto. Denn als weiteres Zwischenziel steht die Besichtigung der Universitätsstadt Bassano del Grappa auf dem Programm. Zunächst bummeln wir durch die Altstadt mit ihren vielen kleinen Geschäften und Marktbuden. Dann führt uns der Weg zu der wunderschönen Holzbrücke Ponte degli Alpini. Die Fußgängerbrücke ist ein beliebtes Ausflugsziel, denn an beiden Seiten gibt es nette Grapperien, in denen man sich den heimischen Grappa oder Prosecco schmecken lassen kann. Auch einige Hochzeitspaare nutzen den Aussichtspunkt für ihre Hochzeitsfotos. Wir machen hier ebenfalls Rast und genießen unsere erste Prosecco-Verkostung direkt an der Brücke.

Erfrischt laufen wir die wenigen Meter zum Mittagessen ins Ristorante al Ponte di Strafella Antonio am Ufer des Fiume Brenta. Satt und zufrieden spazieren wir wieder zurück zu unseren Autos, um die letzten ca. 30 km bis zu unserem Ziel nach „Duca di Dolle“ in Rolle, ganz im Herzen des DOCG Region Prosecco, unter die Räder zu nehmen.

Bevor wir unsere Zimmer beziehen, wartet zunächst die Prosecco Verkostung des Hauses mit einem kleinen Imbiss auf uns. Im Garten des Hotels vor dem schönen Pool erläutert uns die Managerin Sylvia die Unterschiede der 4 Sorten und gibt uns einen kurzen Abriss über die Herstellung des Prosecco. Der Betrieb arbeitet biologisch und wir können uns von der erstklassigen Qualität seiner Produkte ausgiebig überzeugen. Unser mitgereister Sommelier Philipp, genannt Pipo, begeistert sich vor allem an der Zero Dosage Variante des Prosecco Valdobbiadene Superiore di Cartizze und konnte auch länger mit dem Export-Manager des Hauses fachsimpeln. Wir erfahren auch noch, dass der Namen des Anwesens von seinem ehemaligen Besitzer stammt, des sich immer sehr vornehm gab und daher im Dorf den Spitznamen Graf – also Duca – bekam. Einer seiner besten Freund war ein Poet, der in seinen Gedichten als Pseudonym für sein Heimatdorf Rolle das Wort Dolle verwendete, weil es sich auch besser reimte. Aus diesen beiden Anekdoten setzt sich also der Name „Duca di Dolle“ zusammen.

Nun bekommt jede Gruppe ihr Zimmer und wir haben „Freizeit“ bis zum nächsten Programmpunkt, dem Abendessen mit Grillspezialitäten aus der Region. Die meisten hält es jedoch nicht lange in den Zimmern und nach und nach trifft man sich am Pool wieder. Einige sind wild entschlossen, diesen auch zu nutzen und es beginnt ein lustiger Badespaß mit Schlappenschlacht und Boje (keine Details an dieser Stelle – wer dabei war, wird sich erinnern, wer nicht, hat was verpasst!).

Im Garten des Hauses hat der Chef einen ganz besonderen Pavillon gebaut. Ähnlich dem geschwungenen Dach des Olympiastadions in München wölbt sich eine verwegene zeltartige Dachkonstruktion über einen einzigen großen Raum, in dem ca. 50 Personen an einer langen Tafel Platz finden können. An der Stirnseite befindet sich eine offene Feuerstelle an der der Chef Andrea mit seinen zwei Köchen schon fleißig Wurst, Spareribs und Hähnchen grillen. Die sehr gut gewürzte Wurst von den schwarzen Schweinen der Umgebung wird als Begrüßungs-Snack auf Brot gereicht. Dazu gibt es wieder Prosecco, soviel man Andrea erlaubt nachzuschenken (meist sehr erfolgreich). Bald sind alle Gäste eingetroffen und das Fest nimmt langsam Fahrt auf. Zuerst kommt das gegrillte Fleisch auf den Tisch. Dazu werden verschiedene Gemüse gereicht, sowie Polenta, Kartoffeln und selbst gebackenes Brot. Auch wenn einem nicht unbedingt in den Sinn käme, zu diesen deftigen Speisen Prosecco zu reichen, so schwenken doch nur wenige auf Rotwein oder Bier um. Andrea und seine vielen Helfer sind immer sofort zur Stelle, wenn sich auch nur andeutet, dass etwas zur Neigen gehen könnte – kurz, wir werden nach Strich und Faden verwöhnt. Zunächst sollte sich jeder merken, was er denn so alles getrunken hat, aber die Situation wird nach und nach unübersichtlich und schließlich einigt man sich darauf, einfach alles zusammenzuschreiben und am nächsten Tag gleichmäßig auf die Anwesenden zu verteilen – eine weise Entscheidung. Mit steigender Stimmung mag auch Andrea‘s Hintergrundmusik nicht mehr so recht passen und Michael übernimmt den Part des Discjockeys (ein Trullala auf Michael!). Die tanzwütigen Tiroler haben dann wohl doch die feiererprobten Italiener etwas überrascht, aber sie zogen tapfer mit und es wurde, wie immer, wenn wir tagen, ein grandioser Abend (auch hier keine weiteren Details vom Table-Dance oder der Icebucket Challenge – siehe Kommentar oben).

Irgendwann spät nach Mitternacht sind alle Kapazitäten erschöpft und zu „Time to say goodbye“ verabschieden wir uns von unseren Gastgebern und suchen unser Nachtlager auf.

Am nächsten Morgen lassen wir es den Umständen entsprechend langsam angehen. Das ausgiebige Frühstück zieht sich bis gegen 11:00 Uhr hin. Dann haben alle ihre Zimmer verlassen, die Autos sind gepackt und es kann wieder losgehen Richtung Heimat.

Da wir ja ein Automobilclub sind, gehört es sich natürlich, dass wir nicht den langweiligen kürzesten Weg nehmen, sondern noch ein paar schöne Umwege einbauen. Unser erstes Etappenziel ist Cortina d’Ampezzo. Wer schon wieder aufnahmefähig ist, kann hier ein kleines Mittagessen einnehmen.

Von hier aus fahren wir über den Passo Falzarego durch atemberaubende Dolomiten Landschaften nach Lagazuoi, dann weiter über den Passo Valparola nach La Villa. Über Badia und Piccolino erreichen wir Floronzo vor Brunico, wo wir schließlich über die Strada Statale 49 zur Autobahn Anschlussstelle Brixen-Pustertal kommen. Nun ist es nicht mehr weit bis zu unserem Ausgangspunkt, dem Kaffee am Brenner. Eine letzte Runde Kaffee und Kuchen zögert den Abschied noch etwas hinaus, aber dann löste sich die lustige Runde bald auf und jeder fährt wieder seiner Heimat entgegen.

Es waren leider nur zwei Tage, aber wir hatten Spaß für einen ganzen Monat. Vielen Dank an Helga und Michael, dass sie dieses kleine Paradies Duca di Dolle für uns gefunden haben. Hier sei mir ein besonders „Trullala“ auf den PCCA und seine Mitglieder erlaubt, die uns ein unvergessliches Wochenende beschert haben!

Ricciardo Künemundo