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TESSIN
In der Sonnenstube der Schweiz

Das Schweizer Tourismusbüro verspricht: Neun Monate im Jahr ist Frühling im Tessin, der Rest ein warmer Winter! Zufall oder nicht, für unsere Herbstausflug in die Südschweiz ist diese Prognose wirklich voll eingetroffen.

Beflügelt durch die bereits beim Hinfahren vorherrschende günstige Wetterlage, haben wir in Graubünden, bald hinter Thusis, den Einstieg zur Via Mala genommen. Bereits zur Römerzeit wurden auf diesem „schlechten Weg“ Waren über die Alpen befördert. Ganz tief hat sich der Oberrhein in die umgebenden Kalkfelsen der etwa 6 km langen Schlucht eingegraben. Genau genommen beginnt hier schon der San Bernardino Pass und die alte Paßstraße windet sich durch wilde Landschaft. Reste des äußerst beschwerlichen alten Saumpfads sind im unteren Ende der offenen Schlucht noch sichtbar. Im weiten Hochtal in Zillis war dann erst einmal Rast bei regionalen Bündner Spezialitäten wie Pizokel und Capuns.

Und weiter auf der alten Paßstraße; vorbei an fetten Wiesen, Stauseen und weiteren Schluchten. Ab Hinterrhein dann stetig bergauf, Serpentine um Serpentine. Den Scheitelpunkt mussten wir mit nur wenigen Bikern teilen und einmal dermaßen im Fluß, haben wir Passhöhe und See zwar wahrgenommen, aber den Bremsfuß in 2.065 m Höhe nicht rechtzeitig gefunden. Die schmale Südrampe so immer tiefer hinabgekurvt, dauerte es nicht mehr lange bis Bellinzona, der Kantonshauptstadt mit ihren Weltkulturerbe-Burganlagen. Noch einige Staukilometer bis Locarno und zur allerbesten Happy Hour Zeit erreichten wir unser Ziel in Ascona, das Hotel Tobler.

Samstag war ganz der Schifffahrt auf dem Lago Maggiore gewidmet. Zick-zack von einer Seite zur anderen, die Grenze zwischen der Schweiz und Italien verwischte sich bald in der Gischt unseres Traghetto. Angelandet auf der Isola Madre und später auf der Isola Bella, beide Eilande den Borromäischen Inseln zugehörig, tat sich die gewaltige Wirkung englisch angelegter Gärten und barocker Architektur auf. Früh abends hatten wir in Locarno wieder festen Boden unter den Füßen und genossen die verbleibende Zeit im Freien bei Speis’ und Trank, ehe uns ein XXL-Taxi zurück nach Ascona kutschierte.

Tags darauf Kontrastprogramm: ins Valle Maggia, fast 65 km lang reicht es vom Lago Maggiore bis in die alpine Zone. Kleine Tessinerdörfer säumen die Straße, Bruchsteinhäusern mit Steinplattendächern, romanische Kapellen und stattliche Pfarrkirchen, Wasserfälle, Kastanienhaine und terrassierte Rebberge.

Ab Bignasco wird das Tal enger und heißt nun Val Lavizzara. Das Dorf Fusio mit seinen Steinhäusern und Rustici bildet in fast 1300 m Höhe den eindrucksvollen Abschluß des Tals. Zu Fuß dann noch zum Stausee Lago di Sambuco – beeindruckender Rundblick! Auf dem Rückweg eine kleine Rast und am Abend Abschied nehmen von Ascona und dem Dolce Vita Ticinese auf der Uferpromenade.

Erleichtert hat uns den Abschied der wunderschöne Rückweg durch das Valle di Blenio, die abenteuerlich schmale Auffahrt zum Stausee Luzzone und die Fahrt über den sich anschließenden Lukmanier-Pass. Durch den Ausbau der Gotthardroute sind Tal und Pass ins Abseits geraten. Fast menschenleer und bestimmt durch die Jahreszeiten wirkt diese Region wie aus einer anderen Zeit.