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Porsche-Chef Blume zur Corona-Situation: «In China geht es aufwärts»

Oliver Blume ist seit Herbst 2015 CEO bei Porsche, zuvor war er Vorstand für Produktion.

Oliver Blume führt Porsche in die E-Zeit – und vergisst dabei die emotionalen Verbrenner nicht.
Ein Gespräch über Elektro, Oldtimer und Corona.

Herr Blume, vor einem halben Jahr haben Sie den E-Sportwagen Taycan vorgestellt. Ist er ein Erfolg?
Wir bekommen weltweit sehr gutes Feedback von Kunden und Fachmedien. Mit seiner herausragenden Fahrdynamik und den überragenden Fahrleistungen ist der Taycan einhundert Prozent Porsche. Noch vor der Markteinführung hatten wir rund 30 000 Kaufinteressenten. Mittlerweile sind mehr als 15 000 in feste Verträge umgewandelt. Unser Ziel lautet, in diesem Jahr 20 000 Taycan auszuliefern. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir das erreichen.

Erschliessen Sie mit dem Stromer neue Kundensegmente?
Auf jeden Fall. Rund die Hälfte der Taycan-Kunden haben sich zum ersten Mal einen Porsche gekauft. Wir führen mit dem Taycan also neue Kunden an die Marke heran.

Von Ihrem Kompakt-SUV Macan soll die nächste Generation elektrisch kommen, die aktuelle mit Verbrenner vorerst weiterlaufen. Der Macan ist Ihre volumenstärkste Baureihe. No risk, no fun?
Ich würde eher sagen: Man braucht eine klare Strategie, um erfolgreich zu sein. Und der Macan ist dabei ein wichtiger Bestandteil, auch die vollelektrische Version. Der Erfolg des Taycan zeigt, dass E-Mobilität sehr sportlich sein kann und sehr gut zu Porsche passt. Gleichzeitig setzen wir auf emotionale Verbrenner und leistungsstarke Hybrid-Antriebe. Wir stellen uns flexibel auf, weil sich die Weltregionen in Bezug auf die Elektromobilität sehr unterschiedlich entwickeln.

Den grossen SUV Cayenne planen Sie nicht mit Batterie. Warum?
Unsere Strategie: Fahrzeuge entwickeln wir für einen spezifischen Antrieb. Entweder Verbrenner mit Hybrid oder Batterie. So kann man viel bessere Performance-Werte erreichen und die Autos deutlich spitzer positionieren. Ich halte nichts von Multi-Purpose-Plattformen, die dann alles können sollen, aber deutliche Kompromisse eingehen müssen. Bei den SUVs ist der Cayenne als Benziner und Hybrid ausgelegt, der Macan perspektivisch rein elektrisch. Damit können unsere Kunden in der SUV-Baureihe aus der kompletten Bandbreite wählen.

70 Prozent aller je gebauten Porsches fahren noch.
Was passiert mit diesen Sprit-betriebenen Oldtimern?

Diese Werthaltigkeit unserer Modelle zeichnet unsere Marke aus. Wir möchten natürlich, dass diese automobilen Schätze dauerhaft auf unseren Strassen zu sehen sind. Wir sehen für unsere Oldtimer, aber auch grundsätzlich für Verbrenner, einen Lösungsansatz bei den synthetischen Kraftstoffen. Damit kann man Verbrenner emissionsfrei fahren. Erste Tests verlaufen positiv. Trotzdem ist in Bezug auf Energie- und Kosteneffizienz noch ein gutes Stück Wegstrecke zu gehen.

2019 war für Sie ein Rekordjahr, mit über 280 000 verkauften Autos.
Wie wird – Stichwort Corona – 2020 werden?

Es ist zu früh für Prognosen. Ohne Corona hätten wir mit einem weiteren sehr starken Jahr gerechnet. Jetzt ist klar: Schadlos werden wir nicht durch das Jahr 2020 kommen – weder Porsche noch die Automobilindustrie insgesamt.

China ist ein starker Markt für Porsche. Wie sieht dort die Lage aus?
Im Februar hatten wir dort Einbussen von rund 75 Prozent, weil die Händlerbetriebe über drei Wochen hinweg geschlossen waren. Die Händler haben in der Zwischenzeit viel online gearbeitet, etwa unsere Fahrzeuge auf WeChat gezeigt. Im März sieht die Lage aber schon wieder besser aus. Der Markt erholt sich, mehr als 90 Prozent unserer Händler haben mittlerweile wieder geöffnet. In China hat das Aufholprogramm bereits gestartet.

Braucht Porsche finanzielle Hilfe?
Wir hatten starke Jahre und verfügen über ausreichend Liquidität, rund drei Milliarden Euro. Und könnten diese auch im Konzernverbund aufstocken, wenn nötig. Davon unabhängig ist die Kurzarbeit zu sehen, die durch die markt- und lieferbedingten Arbeitsausfälle und den daraus resultierenden Produktionsstopp nötig wurde. Am Ende hat aber alles seine Grenzen und hängt vom Zeitraum der Schliessungen ab.

 

Von Dirk Ruschmann HZ
07.04.2020