Skip to main content

Dies ist eine Geschichte, die eigentlich nicht unbedingt zwischen Hochglanzseiten passt. Aber unser Club traut sich halt auch sowas:

Angesagt war ein Sicherheitstraining am 28. März mit dem ADAC in Leonberg. Dreizehn Teilnehmer mit Porsches von Baujahr 1964 ab, streng nach Vereinssatzung, alle luftgekühlt und auspüffig auch so klingend.

Beginn 8 Uhr

.Der Verfasser, “gleichdorfwohnend“ mit seinem Präsidenten, sollte sich um 7 Uhr zum Abflug bei ihm einfinden. Um 6:55 Uhr wurde die „ihm danebenschläfrige Geliebte“ von einem röhrenden Auspuffton des verwechslungssicheren 911ers aufgeschreckt. Es klingelte an der Haustüre; der Präsidente wurde von ihr spontan, verstrubbelt und im undurchschaubaren Nachtgewand hereingebeten. Während dessen sich der Verfasser innerhalb von 10 Minuten Zähne und Gesicht – mehr nicht – gewienert hatte und den Präsi schuldbewusst begrüßte.

Mit Notproviant, besten Wetterbedingungen und superschnellen Pneus ausgerüstet, haben wir es dann doch gemeinsam geschafft nur fünf 5 Minuten zu spät im ADAC-Empfang anzukommen, noch vor einigen Mitgliedern.

Nun zum Tagesablauf: Begrüßt wurden wir von einem - in vielen Wettbewerben erfahrenen - Ausbilder des ADAC (im weiteren „Meister“ genannt). Er wollte zunächst von uns allen wissen, warum wir hier sind. Die tollsten Geschichten kamen dabei ans Tageslicht: Pirouetten, Notbremsmanöver, vergebliche Ausweichversuche – und Alle wollten sie sich noch ein bisschen perfektionieren. Nur ein noch rüstiger Teilnehmer, dessen 81er SC nur knappe 40 Jahre jünger war, meinte, er wäre dankbar, wenn am Abend dieses Tages beide unversehrt blieben und in der Folge sein Auto weniger mit ihm fahren würde als umgekehrt.

Die Session begann zum „Warmfahren“ mit dem Umfahren von einigen verstreut auf dem Weg stehenden Gummihüten. Am Anfang standen sie alle noch. Nach gefühlter halben Stunde nur noch die wenigsten. Unser Meister hatte die geniale Idee, uns zu begeistern, so nahe an die Hütchen ran zu fahren, dass wir sie ohne auszusteigen wieder hinstellen können. Ein überaus pfiffiger Einfall!

Die nächste Übung bestand aus Bremsen und Ausweichen auf unterschiedlichen Untergründen (nass/trocken). Von da an waren die Hütchen nicht immer gut drauf, wir aber schon.

Die Mittagspause bei immer noch strahlendem Sonnenschein mit Pizza und clubgespendeten Getränken (kein Trollinger dabei) reduzierte die Anspannung des Vormittags deutlich.

Dann waren die interessantesten Fahrübungen angesagt. Die teils bewässerte Kreisbahn von uns mit „Wohlfühlgeschwindigkeit“ umrundet, brachte folgende Erkenntnis, die der Meister technisch überzeugend darlegen konnte: „Ihr fahrt mit Euren Hecklastigen schon im Normalfall ziemlich nah an der Grenze zur Instabilität!“ Beispiel: Wer mit 40km/h wohlfühlend den Kreis umrundet, ist bei 10% mehr bereits zum hilflosen Kreisel geworden (Anm. des Verf. : Es sei denn man IST der Meister). Ein „Highlight“ dieser Übung muss erwähnt werden. Der 911 mit 8 Jahre alten Reifen an der Hinterachse war undirigierbar. Davon noch später ein Satz.

Dann kam der absolute Höhepunkt des Nachmittags: Gezieltes Durchfahren eines kleinen Durchlass zwischen aufsteigenden Wassersäulen auf einer popoglatten Bahn. Das klappte nur, sofern man schnell genug mit dem Lenkrad um sein Leben schaufelte.

Der Grund war, dass beim Einfahren in die Eisbahn eine „hinterrückse“ Stahlplatte die Hinterräder seitlich verschob, so dass der 911 sofort mit großem Elan zu kreiseln begann.

Dieses „üble Destabilisieren“ kennt vier Steigerungen, die der Meister nach Wunsch der Delinquenten einstellen konnte. Der Präsidente hat sogar Stufe 3 mindestens einmal geschafft; wir normal Sterbliche scheiterten hochprozentig an Stufe 2.

Zum Ende war der Meister mit dem schon erwähnten 911 auf der Kreisbahn unterwegs, der die Reifen aus dem Mittelalter drauf hatte. Man MUSS es können, eine Kreisbahn 10 Minuten so zu umrunden, dass die Scheinwerfer in etwa die Mitte des Kreises beleuchten. Wir waren begeistert und die Hinterreifen fertig.

Conclusio: Das eigene Auto in Grenzsituationen kennen zu lernen; Gegenreaktionen zu üben und vor allem Achtung vor den Eigenheiten des Oldies, bei dem die elektronischen Helferlein und Elastokinematik der Achsen noch nicht an Bord sind, zu bekommen, das hat uns dieser anspruchsvolle Tag gebracht. Es hat sich gelohnt. Herzlichen Dank an den Meister. (Sigurd Hainmüller)


28.03.2014